Krisenfest

Michael Gehbauer

Im letzten Newsletter haben wir noch die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen des durch die COVID-19-Pandemie verursachten ersten Lockdowns im Frühjahr diskutiert. Jetzt, ein halbes Jahr später, wurde von der Bundesregierung ein erneuerter Lockdown ausgerufen. Dabei lassen sich die Verwerfungen des erstens „Herunterfahrens“ für Wirtschaft und Gesellschaft noch gar nicht zur Gänze ermessen. Sicher ist jetzt schon: der zweiten Lockdown wird die ohnedies schon hohen Arbeitslosenzahlen in die Höhe treiben, zu weiteren Einkommensverlusten führen und die gesellschaftliche Ungleichheit vertiefen. 

Wie wichtig in einer solchen Krisensituation ein stabiler Wirtschaftssektor wie die gemeinnützige Wohnbaubranche ist, hat gerade die „erste Welle“ eindrucksvoll gezeigt. Wir, die Gemeinnützigen, suchen nicht nur nach sozial verträglichen Lösungen, wenn es um Mietrückständen oder Ratenzahlungen geht und setzen Delogierungen aus, sondern halten auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten an unseren Investitionen in leistbaren und qualitätsvollen Wohnraum fest und schicken keine MitarbeiterInnen in Kurzarbeit. Zusammen mit den deutlich unter Marktniveau liegenden Mieten, unbefristeten Mietverträgen schafft das Sicherheit und Verlässlichkeit für unsere BewohnerInnen, ArbeitnehmerInnen und AuftragnehmerInnen. 

Diesen Mehrwert der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft beleuchtet Gerald Kössl vom Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen in seinem interessanten Beitrag in der aktuellen Ausgabe unseres Newsletters. Besonders betont sei hier der nur wenig bekannte Effekt für die Wohnqualität und Volkswirtschaft. Gemeinnützige Wohnungen sind im Durchschnitt nicht nur deutlich größer und weisen auch ein großzügigeres Freiraumangebot auf, ihre wesentlich niedrigen Mieten machen auch signifikant geringere Wohnbeihilfeausgaben erforderlich und entlasten dadurch auch das öffentliche Budget. Beides Faktoren, die insbesondere in der aktuellen Krise von großer Bedeutung sind.

Topaktuell ist in dieser Hinsicht auch der Beitrag von Leonhard Plank und Andreas Novy. Vor dem Hintergrund der COVID-19-Krise diskutieren sie den Stellenwert des gemeinnützigen Wohnungssektors für das Funktionieren des Sozial- und Wohlfahrtsstaates. Gemeinnütziger Wohnbau ist, so das Fazit, ein wichtige Stütze der lebenswichtigen Daseinsvorsorge. Er sollte, regen Plank und Novy an, in Zukunft einen noch stärkeren Fokus auf sozial-ökologische Projekte zur Ankurbelung der lokalen Wirtschaft und Forcierung von klimaschonenden Maßnahmen zu legen.

Die Klimaschutzpolitik der EU steht im Mittelpunkt des Beitrages von Günther Sidl, SPÖ-Abgeordneter zum Europäischen Parlament. Was das Ziel der Klimaneutralität der EU anbelangt, plädiert er dafür, rasch „Nägel mit Köpfen“ zu machen. Nicht nur aus klimaschutzpolitischer Sicht, sondern auch aufgrund der für den Wirtschaftsaufschwung so wichtigen konjunkturellen Impulse von klimafreundlichen Investitionen. Bemerkenswert ist dabei sein Vorschlag nach der Förderung von „Klimaregionen“, also einer stärkeren Regionalförderung des unmittelbaren Wohn- und Lebensumfeldes.

Zum Abschluss noch in eigener Sache: So sehr die Corona-Pandemie alle unsere Lebensbereiche in den letzten Monaten bestimmt hat, so sehr wurden davon auch unsere Vereinsaktivitäten beeinträchtigt. Unser traditionell im Frühjahr in Krems veranstaltetes Symposium musste ebenso abgesagt werden, wie die geplante Studienexkursion nach Lyon und die im Vorfeld des Verbandstages anberaumte Fachveranstaltung zum Thema „Mobilität und Klimaschutz“.

Ich bin zuversichtlich und wünsche es uns allen, im kommenden Jahr wieder in einen einigermaßen geregelten „Normalbetrieb“ zurückkehren zu können. 

Ich wünsche eine interessante Lektüre und verbleibe mit freundschaftlichen Grüßen

Michael Gehbauer, Obmann vwbf

Volldampf für den Klimaschutz

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